Historische Anmerkung: Dieser
Artikel war einer von mehreren Versuchen, die Handlung des PR-Kosmos in eine
schlüssige historische Chronologie einzuordnen, die hoffentlich auch für die
Autoren eine Stütze sein würde. Er wurde im Perry-Rhodan-Report 162 abgedruckt,
der in der Erstauflage dem Jubiläumsband 1400 beigefügt war, und spiegelt den
damaligen Kenntnisstand wieder. Er ist aus heutiger Sicht natürlich in einigen
Punkten überholt, aber von historischem Interesse, weil er erstmals die unter
den Lesern später recht populäre These aufstellte, die MdI seien Marionetten
von ANTI-ES gewesen.
Die folgende Einleitung war
Teil des ursprünglichen Artikels.
In dieser Arbeit soll versucht
werden, die im Lauf der Jahrtausende gesammelten Fakten über die Geschichte der
Lokalen Galaxiengruppe, bestehend aus der Milchstraße, Andromeda, Pinwheel und
15 bis 20 Zwerggalaxien, in einen übergreifenden Rahmen zu bringen. Da das Bild
naturgemäß unvollständig ist, muss einiges im Bereich der Spekulation bleiben,
vor allem, was die tatsächliche Rolle von ES (und ANTI-ES) im Lauf der
vergangenen Epochen betrifft. Aber wo ich mich von den reinen Fakten entfernt
habe, weise ich entsprechend darauf hin.
Dieses Essay ist Herrn Helmut
Rammer gewidmet, auf dessen Chronologie, abgedruckt in LKS 1330-1333, es zum
Teil basiert. Obwohl sie die Geschichte der Hathorer und der mit ihnen indirekt
verbundenen Ereignisse um 700.000 Jahre zu früh ansetzt, war sie mir bei der Zusammentragung
des Quellenmaterials eine wertvolle Stütze.
Wann die Superintelligenzen ES und ANTI-ES entstanden sind,
ist ungewiss. Den ersten geschichtlich belegten Kontakt mit einem Geisteswesen,
das sich selbst als namenlos bezeichnete, aber die Bezeichnung »Wanderer«
zuließ, hatte die noch junge Seth-Apophis während der Ausdehnung ihres
Machtbereichs. Zweifellos gehörten zu den damaligen Bewohnern der Lokalen
Gruppe bereits Kolonisten der V'Aupertir, der Urahnen aller humanoiden Rassen,
doch haben ES' Hilfsvölker der damaligen Zeit keine nachweisbaren Spuren
hinterlassen. Die älteste bekannte Kultur ist die der Hathorer, ursprünglich in
Andromeda beheimatet, die vor 2,5 Mio. Jahren »Hunderttausende neuer
Zivilisationen auf ebenso vielen Planeten« begründeten, was einen Gutteil der
Lokalen Gruppe und umliegender Galaxien umfasst haben muss. Außerdem wanderten
während ihrer Blütezeit, vor 2,2 Mio. Jahren, die Porleyter in M3 ein, ohne
allerdings noch eine bedeutende Rolle spielen zu wollen.
Es ist zu vermuten, dass die Hathorer an der Konsolidierung
der Mächtigkeitsballung ES entscheidenden Anteil hatten. Doch schließlich
vereinzelten die vielen Kolonien und »das Erste Reich der Hathorer brach
auseinander«. Nur fünf Prozent der Bevölkerung überlebten den schleichenden
Untergang, der vor 1,5 Mio. Jahren begann. Dabei hätte ES gerade jetzt ihrer
Hilfe dringend bedurft, denn nur 200.000 Jahre später näherte sich seinem
Territorium eine immense Gefahr.
Eine Antimateriewolke war in das Einstein-Universum geraten
und hatte infolge der erlittenen Strangenessmutation ein selbständiges
Bewusstsein entwickelt. Dies war der Sternenfresser, später Suprahet
genannt, der nun die Pläne der Mächte
der Ordnung entscheidend zu stören drohte. Denn längst war geplant (wohl auf Drängen von ES, der das
Heranwachsen von Nachfolgern der Hathorer fördern wollte), einen kürzlich
erbauten Sternenschwarm durch die Lokale Gruppe zu führen, die zuvor bereits
von Sporenschiffen der sieben Mächtigen angesteuert worden war. Daher wurden die
Schwarmerbauer (Oldtimer, Querionen) beauftragt, den Sternenfresser zu
beseitigen. Eine Million Querionen wandelten sich zu Barkoniden und nahmen den
Kampf auf. Bei dieser Gelegenheit vermutlich verlor die Querionin Kytoma den
Kontakt zu ihrem Volk und irrt seitdem ziellos durchs All.
Doch die Gefahr wurde gebannt. Viele Barkoniden gaben die
Unsterblichkeit auf, um auf ihrer neuen Heimatwelt zu bleiben. Unterdessen
hatte sich das Volk der Hathorer zu neuer Größe emporgearbeitet. Terak
Terakdschan gründete den Orden der Ritter der Tiefe, der die Porleyter als
kosmische Wächter ersetzen sollte~ doch ihnen war keine lange Existenz
beschieden: Einer nach dem anderen verschied, und als der Orden durch die
Infiltration des Verbrechers Haaden Coonor diffamiert wurde, gaben die
Kosmokraten dieses Projekt auf. Der letzte unter ihnen, Armadan von Harpoon,
sah sich alleine vor die Aufgabe gestellt, den zukünftigen Weg des Schwarms ein
weiteres Mal zu sichern.
Seth-Apophis hatte die Grenzen ihres Machtbereichs abgetastet
und begann nun, nach anderen Mächtigkeitsballungen zu greifen. In der Hoffnung,
den durch das Suprahet und den Zusammenbruch des Ersten Reichs angeschlagenen
Nachbarn vollends auszuschalten, war ihr erstes Ziel die Milchstraße: Sie
schickte die Horden von Garbesch aus, die wütend in die Lokale Gruppe
einfielen.
Aber die Milchstraße war gewappnet. Unterstützt von Armadan
von Harpoon hatte das Militärregime der Galaktischen Ingenieure (Petronier) die
Kontrolle der Milchstraße errungen und vertrieb die G.arbeschianer erfolgreich.
Von Harpoon ließ immense Schutzeinrichtungen gegen eine etwaige Rückkehr des
Feindes errichten: Er gründete die ANLAGE, die den Invasoren künstliche Heere
entgegenwerfen sollte, er beauftragte mit Hilfe der Galaktischen Ingenieure die
Läander (Prä- Zwotter), die Provcon-Faust als Zufluchtsort der
Milchstraßenvölker einzurichten. ES, »die junge Superintelligenz«, die nun
ihren Namen gefunden hatte, war ebenfalls nicht untätig: Sie spaltete den
Planeten Ambur und erschuf aus einer Hälfte die Kunstwelt Wanderer, die ihr
lange Zeit als Stützpunkt diente. Da der letzte Ritter nun in der Milchstraße
vom Tod ereilt worden war, übergab Carfesch, der Gesandte des Kosmokraten
Tiryk, während des Baus der Kunstwelt an ES zwei Zellaktivatoren mit dem
Auftrag, diese eines Tages an Bewohner der Mächtigkeitsballung weiterzugeben,
die für eine Neugründung des Ritterordens in Frage kamen.
Als schließlich der Schwarm vor 1 Mio. Jahren in der Lokalen
Gruppe eintraf, war das Regime der Petronier wahrscheinlich bereits wieder von
der Bildfläche verschwunden. Das Schicksal der Kosmischen Karawane schien
jedoch unter einem Unstern zu stehen: der abtrünnige Mächtige Bardioc hatte sie
längst umfunktioniert, um seinen zukünftigen Herrschaftsbereich zu umkreisen und
alle von dort zu erwartenden Bedrohungen auszuschalten. Sie erreichte noch die
Mi1chstraße und bestrahlte sie mit Intelligenz – dann übernahmen die Karduuhls
die Macht. ES gewährte den fliehenden Kontrolleuren, den Cynos, Asyl in der
Milchstraße. Sie begründeten dort in ihrer Not das Heimliche Imperium, und der
Schwarm zog ohne sie weiter auf seinem Rundkurs, doch nun Tod und Vernichtung
säend. Er riss den Planeten Barkon mit sich und setzte ihn zwischen der
Milchstraße und Andromeda ab, womit das Schicksal der Barkoniden besiegelt war.
Kann es sein, dass die erste Station des entarteten Schwarms die in dieser
Richtung gelegene Galaxis M33 war, so dass die später eintreffenden Siedler
dort keine hochentwickelten Kulturen mehr vorfanden?
Doch die Intelligenzstrahlung, die der Schwarm vor der
Machtübernahme noch verbreitet hatte, trug Früchte. Tausende neuer
Zivilisationen entstanden, unterstützt von den Cynos, die auf diese Weise
Maßnahmen für die erwartete Rückkehr des Schwarms trafen, und den überlebenden
Hathorern, unter denen die Verbindung »bis auf die mit den Nachbargalaxien
abgerissen« war. Die letzten Hathorer von Andromeda waren nun zu den zwölf
Hütern des Lichts geworden, deren jeder »über das Schicksal tausender von
vernunftbegabten Rassen zu wachen« vermochte, um diese »auf den Stand der
höchsten geistigen Reife zu bringen.« Eine neue Kultur war dort entstanden, die
aus seltsamen Methanatmern bestand.
800.000 Jahre v.d.Z. griffen »Wesen aus einem anderen
Kontinuum« (Chaotarchen?) Andromeda an. Nur zwei Hüter des Lichts überlebten
diese Auseinandersetzung: ihr Kind war Tengri Lethos, der später solchen Ruhm
erwarb, dass Seth-Apophis ein Psychod der Läander manipulierte, um ihn zu
beseitigen.
Als 200.000 Jahre v.d.Z. takerische Verbrecher auf der Erde
landeten und mit der dortigen Tierwelt zu experimentieren begannen, ließ ES sie
gewähren. Tatsächlich gereichten die Ansiedler aus dem Limbus zwischen ES und
ESTARTU der Entwicklung zum Vorteil: wegen des starken Evolutionsdrucks, dem
die Urmenschheit durch die anderen cappinschen Züchtungen ausgesetzt war,
bildete sich eine extrem kräftige Rasse, ganz ähnlich den dahingegangenen
Petroniern, die die Mächtigkeitsballung wohl endlich stabilisieren könnte. Hier
und da ließen sich bereits Chrononauten aus einer fernen Zukunft blicken, in
denen ES vielleicht die neuen Ritter der Tiefe erkannte. Aber deren Zeit war
noch nicht gekommen.
Ohne Wissen der Lemurer entdeckten die Paramagnetiseure auf
dem damaligen fünften Planeten des Solsystems das begehrte PEW-Metall. Eine
Besetzung wurde jedoch durch die genannten Zeitreisenden verhindert. Nachdem
bald darauf die cappinschen Restzüchtungen ausstarben und die Lemurer freie
Bahn für ihre Entwicklung bekommen hatten, strebte dieses Volk gewa1tig auf.
Sorgsam gelenkt von Cynos und einigen Hathorern gründete es ein
galaxisbeherrschendes Imperium und war drauf und dran, die Mächtigkeitsballung
von ES zu homogenisieren, als eine Katastrophe ausgelöst wurde, die an
Schrecklichkeit nur mit dem bevorstehenden Schwarmdurchzug verglichen werden
konnte.
Die genaue Ursache dieses Ereignisses ist unbekannt. Fest
steht, dass das Kosmonukleotid DORIFER empfindlich gestört wurde und das
Psionische Netz überstark anzuregen begann. Zur gleichen Zeit verschwand die
Superintelligenz ESTARTU, von ES als Schwester verstanden, und ging dem
Hilferuf der Galaxis Hangay nach. Die aus dem Limbus zwischen beiden
Superintelligenzen stammenden Bestien nutzten die Verwirrung aus, sich in den
Magellanschen Wolken festzusetzen und die dortigen Völker zu unterjochen. Als
sie die Zeitexperimente des Lemurischen Imperiums bemerkten, schlugen sie
unbarmherzig zu: Die Erste Menschheit wurde in dem hundertjährigen Krieg fast
vollständig ausgerottet - nur der rechtzeitigen Entwicklung des
Psychogen-Regenerators, der die Invasoren in die friedfertigen Haluter
verwandelte, war es zu verdanken, dass die Vernichtung nicht vollständig wurde
Die Überlebenden wurden in alle Winde zerstreut: Flüchtlinge
sammelten sich auf Akon, in der Provcon-Faust und in gigantischen Zügen auf der
vom Volk der andromedanischen Sonneningenieure konstruierten
Transmitterstrecke. Die dort ansässigen Geschöpfe hatten der Exilantenflut
nichts entgegenzusetzen. Tengri Lethos' Eltern, die ihn nicht mehr zu den
Hathorern »aus der Nachbargalaxis« geben konnten, wie es geplant gewesen war,
verloren im Versuch, den intergalaktischen Krieg zu verhindern, das Leben. Die
Methans wurden vollständig aus ihrer Heimat vertrieben und suchten ihrerseits
Zuflucht in der gepeinigten Milchstraße.
Diese Verhältnisse wurde von der Besatzung eines
interkosmischen Schiffes mit einigem Befremden registriert. Sicherheitshalber
nahm sie nur spärlichen Kontakt mit den Andromeda-Lemurern (Tefrodern) auf und
ließ sich in M33 nieder, in dem zu jener Zeit offenbar kein einheimischer
Widerstand zu befürchten war.
Es stellt sich die Frage, warum ES scheinbar unbeteiligt
zusah, wie seine Mächtigkeitsballung ins Chaos gestürzt wurde. Womöglich war
die Superintelligenz in jener Epoche anderweitig gebunden, so dass sie nicht
helfend eingreifen konnte. Kann es sein, dass die von DORIFER ausgelöste
Katastrophe zur Abspaltung des negativen Paralleluniversums und zur Geburt von
ANTI-ES geführt hatte? Hatte ANTI-ES die Bestien als Werkzeug benutzt, um ES
auszuschalten? Jedenfalls ist kaum einzusehen, warum eine positive
Superintelligenz in ihrem Territorium solch erschreckende Zustände dulden
sollte: in den Magellanschen Wolken residierten nun die Bestien, in Andromeda
die Tefroder, in M33 wurden die degenerierten Siedler von einer Roboterdynastie
beherrscht, in der Milchstraße existierte (mit Ausnahme des Heimlichen
Imperiums) keine einzige bedeutende Machtstruktur mehr. Nur zäh ging von Akon,
das die alte Größe am ehesten bewahrt hatte, eine Neukolonisierung aus. Die
Methans konsolidierten sich als zweite bedeutende Rasse, aber eine neue Heimat
zu finden war ihnen nicht vergönnt.
Dreißigtausend Jahre nach der Katastrophe erwarben dreizehn
Renegaten die Herrschaft über Andromeda: die Tyrannei der Meister der Insel
begann. Ihre mächtigsten Verbündeten, die Laurins, stießen mit dem Auftrag, die
Rückeroberung der Milchstraße vorzubereiten, in die Nachbargalaxie vor und
zwangen die Bewohner des Planeten Mechanica, die Posbis zu entwickeln, die die
einheimischen Völker auslöschen sollten. Doch deren Programmierung schlug fehl,
vielleicht dank eines Eingriffs von ES. Auch der laurinsche Versuch, die
energiefressenden Luxiden als eine Art Miniatur-Suprahets in die Milchstraße
einzuschleusen, scheiterte. Warum aber unternahm ES keinen massiven Versuch,
die Kontrolle über die Lokale Gruppe zurückgewinnen?
Ist die Hypothese, dass Andromeda und deren zahlreiche
Satellitengalaxien zu jener Zeit die Domäne von Anti-ES waren, so abwegig?
Immerhin trugen die Meister der Insel Zellaktivatoren, und dies wäre eine
einleuchtender Grund gewesen, der sowohl ES als auch Seth-Apophis abhielt, sich
die Herrschaft über dieses Gebiet zu sichern. Falls Letztere nicht einfach vor
dem Gedanken zurückschreckte, in diesen Galaxien selbst für Ordnung sorgen zu
müssen, mag sie gehofft haben, dass ES und ANTI-ES sich gegenseitig aufrieben,
um dann nur noch die Reste einsammeln zu müssen. Oder war etwa sie es, die die
Bestien eingeschifft hatte?
Die in der Galaxis verstreuten Cynos verfolgten die
Entwicklung mit Besorgnis, wussten sie doch, dass unter diesen Umständen keine
Aussicht auf eine Rückgewinnung des Schwarms bestehen würde. Aus der letzten
Auswanderungswelle, bevor Akon sich von der Außenwelt abschloss, formten sie
die Rasse der Antimutanten und hinterließen diesen, wie auf dem Planeten
Gevonia noch nachzuweisen ist, die Erinnerung an den schrecklichen Namen der
Gelben Eroberer - sollten sie allerdings gehofft haben, die Antis seien eine
geeignete Waffe gegen die Karduuhls und ihre Hilfsvölker, wurden sie
enttäuscht: Auch die Báalol-Priester würden einst von der Verdummungswelle
nicht minder betroffen werden als alle anderen.
Neue Völker traten auf. Molekülverformer sickerten in der
Lokalen Gruppe ein, am deutlichsten präsent in Pinwheel, wo sie die von den
fremden Siedlern begründete Roboterdynastie zu steuern begannen. Die Arkoniden,
letzte Nachfahren der Akonen, begründeten ein Imperium und verspielten die
Chance, die Mächtigkeitsballung zu regenerieren. Doch aus ihnen erwuchs der
erste der neuen Ritter der Tiefe, für den es lange dauern würde, bis er seine
eigentliche Aufgabe erkannte.
Während der Blüte des Arkonidenreichs legte ES zu ihrer
Prüfung des Galaktische Rätsel an, das jedoch nicht gelöst wurde. Vielleicht
als Spätfolge von DORIFERS Katastrophe entstanden erstmalig Überlappungszonen
mit einem zeitverlangsamten Universum, die weite Teile der Galaxiengruppe
heimsuchten. Gegen diese Einflüsse war ES machtlos, doch er fühlte sich auch
nicht sonderlich bedrängt.
Nach Jahrhunderten des Krieges vertrieben die Arkoniden die
Maahks aus der Milchstraße. Ein Teil floh nach M33, ein anderer geriet in die
Versklavung durch die MdI und wurde in der Satellitengalaxis Andro-Alpha (M32)
angesiedelt. Doch das arkonidische Reich degenerierte, und auch die Erschaffung
eines Robotregenten konnte den Untergang nur verzögern, nicht aufhalten. Längst
waren die letzten Hathorer aus der Milchstraße verschwunden, die ihnen
vielleicht hätten helfen können. Dafür machte sich nun andernorts ein junges
tellerköpfiges Völkchen breit, das, von den wurmigen Hinterlassenschaften des
Suprahets profitierend, rasch ein bedeutendes Territorium erwarb. Die
Provcon-Faust wurde erneut zum Zufluchtsort, nun aber für Laren, die aus dem
Limbus zwischen ES und ESTARTU geflohen waren und sich derart dem Zugriff des
Hetos der Sieben entzogen. Sie be- gründeten die Höhlen von Olymp und brachten,
dank ihrer hochstehenden Technik von Atlan unbemerkt, den Römern die
lateinische Sprache. ES ließ sie gewähren, obwohl er sich klar sein musste,
dass damit die Aufmerksamkeit des Konzils auf die Milchstraße gerichtet würde.
Aber vielleicht war das gar nicht ungewollt. Die Laren hatten auch gar keine
andere Wahl, denn weder in den Zwölf Ga1axien von ESTARTU noch an anderen Orten
des Limbus oder der Lokalen Gruppe hätten sie Aufnahme gefunden.
Dann landete ein arkonidischer Forschungskreuzer auf dem
Mond von Lemur, und ES fand den zweiten neuen Ritter der Tiefe. Dieser
betätigte sich bald ganz im Sinne seiner örtlichen Superintelligenz, indem er
drauf und dran war, das Lemurische Imperium zu rekonstruieren, ohne es zu
wissen. Behutsam von ES gelenkt, begann des Volk der Terraner mit der
Umstrukturierung der Mächtigkeitsballung. Das Arkonidische Imperium zerbrach
und wurde teils von den Akonen, teils von den Terranern übernommen. Im Lauf des
dritten und vierten Jahrtausends wurde die Situation in den bedeutenderen
Galaxien der Mächtigkeitsballung ES sowie im Limbus zum Reich der Ewigen
Krieger geklärt. Die Terraner besiegten die MdI und Tengri Lethos befriedete
Andromeda (und entriss sie dem Einfluss von ANTI-ES?). Die Soldatenvölker von
M87 beseitigten die Bestiengefahr. Doch trotz aller Mühen gelang es nicht, die
chaotischen Verhältnisse in der Milchstraße zu bereinigen. Das Solare Imperium
ging schließlich an seiner eigenen Größe zugrunde, und damit schien die
Rekonstituierung der Lokalen Gruppe weiter entfernt als je zuvor - die
stabilste Struktur war noch die Herrschaft der Molekülverformer in M33. Und
ausgerechnet in dieser Zeit kehrte der Schwarm zurück.
ES hatte dessen Rückkehr schon lange vorausgeahnt und
geeignete Maßnahmen getroffen. Der Planet Wanderer wurde bereits ein
Jahrtausend zuvor zerstört. Und doch entging die Superintelligenz nicht der
Attacke dieses unheimlichen Gesandten des Mächtigen Bardioc. Der Schwarm war in
der vergangenen Jahrmillion zu einem Instrument solch verheerender Größe
angewachsen, dass sogar Bewohner eines anderen Universums gegen ihn zu Felde
zogen - leider erlitt jedoch ihr Kundschafter Scanter Thordos bei seiner
Ankunft einen Strangeness-Schock und wurde seiner Hilfsmittel beraubt, sonst
hätten seine Auftraggeber womöglich reale Erfolgschancen besessen. ES und die
Bewohner seiner Mächtigkeitsballung jedenfalls waren wehrlos. Wäre es nicht den
Cappins gelungen, den Cynos die Kontrolle über den Schwarm zurückzugeben, er
hätte wohl nur noch einen Schutthaufen zurückgelassen, der dem Zugriff der
feindlichen Superintelligenzen offen gelegen hätte.
Wie sich ANTI-ES in jener Zeit verhielt, ist unbekannt. Es
könnte sein, dass der Schwarm es war, der ihn in das negative Paralleluniversum
vertrieb. Jedenfalls sah er seine Position durch den Schwarmdurchgang plötzlich
so geschwächt, dass er und ES sich an die Kosmokraten wandten mit der Bitte,
den Streit um den Besitz der Mächtigkeitsballung zu schlichten. Diese
initiierten daraufhin das Kosmische Schachspiel mit dem Ergebnis, dass ANTI-ES
wegen Regelverstößen verbannt wurde.
Bereits einige Jahre zuvor war das Konzil der Sieben
Galaxien auf die Tatsache aufmerksam geworden, dass die Milchstraße larische Widerständler
beherbergte, und es ergriff nun, angeblich als Folge des Kosmischen
Schachspiels, die Gelegenheit, sich eine neue Galaxie einzuverleiben. Für ES,
der genau wusste, dass die Besetzung nur vorübergehend sein würde, kam die
Invasion nicht unwillkommen, denn er war sich im Klaren, dass die inneren
Fehden der Galaktiker nur durch den Kampf gegen einen gemeinsamen Feind von
außen beendet werden konnten - der Schwarm war ein Modellfall für diese Annahme
gewesen, doch sein Ziel war Missbrauch, nicht Unterwerfung, und er war viel zu
gefährlich gewesen, um derartige Experimente zu riskieren. ES nutzte also die
Möglichkeit, seine in der jüngsten Zeit recht überheblich gewordenen Untertanen
auf ihr normales Maß zu stutzen:
»Ich will dir zeigen, wie winzig du bist«, sprach er zum
Ritter der Tiefe Perry Rhodan und unternahm nichts, seine Galaxie aus eigener
Hand zu befreien. Ohnehin hatte die Superintelligenz dringlichere Probleme,
denn die Kosmokraten drohten, durch die Manipulation einer Materiequelle die lokalen
Galaxienballungen dem Untergang zu weihen. Außerdem benötigte ES etliche
Milliarden Bewusstseine, um sich zu stabilisieren (und den Verlust von ANTI-ES
auszugleichen?). Diese Probleme wurden wie bekannt gelöst; doch ES rechnete
nicht damit, dass Seth-Apophis unterdessen dringender nach der Lokalen Gruppe
trachtete als je zuvor und ihrem alten Widersacher eine Falle gestellt hatte,
aus der er nur mühsam befreit werden konnte.
Dieser Konflikt ging schließlich für Seth-Apophis tödlich
aus, obwohl man eigentlich nur ihre Befriedung beabsichtigt hatte, und ihre
gefürchtetste Waffe, das entartete Kosmonukleotid TRIICLE-9, wurde seiner
Bestimmung zugeführt. In dieser Art wurde ein weiterer Schritt in der
Umstrukturierung der Mächtigkeitsballung ES getan, doch ist es noch ein langer
Weg, bis sie jene Homogenität erreicht haben wird, die normale
Mächtigkeitsballungen auszeichnet. Heute ist die Suche nach ES' verschollener
Schwester ESTARTU Hauptthema, doch für die Superintelligenz selbst ist durch
die Auflösung der Chronofossilien ein neuer Evolutionsschritt eingeleitet
worden, und sie kann nicht eingreifen, auch wenn Tarkans Bewohner ganze
Galaxien aus ihrem Territorium entfernen. Man darf gespannt sein, wie ES sich
präsentieren wird, wenn diese Entwicklung abgeschlossen ist.
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