Die Geschichte der Superintelligenz ES und ihrer Mächtigkeitsballung (PRR 162)


Historische Anmerkung: Dieser Artikel war einer von mehreren Versuchen, die Handlung des PR-Kosmos in eine schlüssige historische Chronologie einzuordnen, die hoffentlich auch für die Autoren eine Stütze sein würde. Er wurde im Perry-Rhodan-Report 162 abgedruckt, der in der Erstauflage dem Jubiläumsband 1400 beigefügt war, und spiegelt den damaligen Kenntnisstand wieder. Er ist aus heutiger Sicht natürlich in einigen Punkten überholt, aber von historischem Interesse, weil er erstmals die unter den Lesern später recht populäre These aufstellte, die MdI seien Marionetten von ANTI-ES gewesen.
Die folgende Einleitung war Teil des ursprünglichen Artikels.

In dieser Arbeit soll versucht werden, die im Lauf der Jahrtausende gesammelten Fakten über die Geschichte der Lokalen Galaxiengruppe, bestehend aus der Milchstraße, Andromeda, Pinwheel und 15 bis 20 Zwerggalaxien, in einen übergreifenden Rahmen zu bringen. Da das Bild naturgemäß unvollständig ist, muss einiges im Bereich der Spekulation bleiben, vor allem, was die tatsächliche Rolle von ES (und ANTI-ES) im Lauf der vergangenen Epochen betrifft. Aber wo ich mich von den reinen Fakten entfernt habe, weise ich entsprechend darauf hin.
Dieses Essay ist Herrn Helmut Rammer gewidmet, auf dessen Chronologie, abgedruckt in LKS 1330-1333, es zum Teil basiert. Obwohl sie die Geschichte der Hathorer und der mit ihnen indirekt verbundenen Ereignisse um 700.000 Jahre zu früh ansetzt, war sie mir bei der Zusammentragung des Quellenmaterials eine wertvolle Stütze.

Wann die Superintelligenzen ES und ANTI-ES entstanden sind, ist ungewiss. Den ersten geschichtlich belegten Kontakt mit einem Geisteswesen, das sich selbst als namenlos bezeichnete, aber die Bezeichnung »Wanderer« zuließ, hatte die noch junge Seth-Apophis während der Ausdehnung ihres Machtbereichs. Zweifellos gehörten zu den damaligen Bewohnern der Lokalen Gruppe bereits Kolonisten der V'Aupertir, der Urahnen aller humanoiden Rassen, doch haben ES' Hilfsvölker der damaligen Zeit keine nachweisbaren Spuren hinterlassen. Die älteste bekannte Kultur ist die der Hathorer, ursprünglich in Andromeda beheimatet, die vor 2,5 Mio. Jahren »Hunderttausende neuer Zivilisationen auf ebenso vielen Planeten« begründeten, was einen Gutteil der Lokalen Gruppe und umliegender Galaxien umfasst haben muss. Außerdem wanderten während ihrer Blütezeit, vor 2,2 Mio. Jahren, die Porleyter in M3 ein, ohne allerdings noch eine bedeutende Rolle spielen zu wollen.
Es ist zu vermuten, dass die Hathorer an der Konsolidierung der Mächtigkeitsballung ES entscheidenden Anteil hatten. Doch schließlich vereinzelten die vielen Kolonien und »das Erste Reich der Hathorer brach auseinander«. Nur fünf Prozent der Bevölkerung überlebten den schleichenden Untergang, der vor 1,5 Mio. Jahren begann. Dabei hätte ES gerade jetzt ihrer Hilfe dringend bedurft, denn nur 200.000 Jahre später näherte sich seinem Territorium eine immense Gefahr.
Eine Antimateriewolke war in das Einstein-Universum geraten und hatte infolge der erlittenen Strangenessmutation ein selbständiges Bewusstsein entwickelt. Dies war der Sternenfresser, später Suprahet genannt, der nun die Pläne der Mächte  der Ordnung  entscheidend  zu stören drohte.  Denn längst war geplant  (wohl auf Drängen von ES, der das Heranwachsen von Nachfolgern der Hathorer fördern wollte), einen kürzlich erbauten Sternenschwarm durch die Lokale Gruppe zu führen, die zuvor bereits von Sporenschiffen der sieben Mächtigen angesteuert worden war. Daher wurden die Schwarmerbauer (Oldtimer, Querionen) beauftragt, den Sternenfresser zu beseitigen. Eine Million Querionen wandelten sich zu Barkoniden und nahmen den Kampf auf. Bei dieser Gelegenheit vermutlich verlor die Querionin Kytoma den Kontakt zu ihrem Volk und irrt seitdem ziellos durchs All.
Doch die Gefahr wurde gebannt. Viele Barkoniden gaben die Unsterblichkeit auf, um auf ihrer neuen Heimatwelt zu bleiben. Unterdessen hatte sich das Volk der Hathorer zu neuer Größe emporgearbeitet. Terak Terakdschan gründete den Orden der Ritter der Tiefe, der die Porleyter als kosmische Wächter ersetzen sollte~ doch ihnen war keine lange Existenz beschieden: Einer nach dem anderen verschied, und als der Orden durch die Infiltration des Verbrechers Haaden Coonor diffamiert wurde, gaben die Kosmokraten dieses Projekt auf. Der letzte unter ihnen, Armadan von Harpoon, sah sich alleine vor die Aufgabe gestellt, den zukünftigen Weg des Schwarms ein weiteres Mal zu sichern.
Seth-Apophis hatte die Grenzen ihres Machtbereichs abgetastet und begann nun, nach anderen Mächtigkeitsballungen zu greifen. In der Hoffnung, den durch das Suprahet und den Zusammenbruch des Ersten Reichs angeschlagenen Nachbarn vollends auszuschalten, war ihr erstes Ziel die Milchstraße: Sie schickte die Horden von Garbesch aus, die wütend in die Lokale Gruppe einfielen.
Aber die Milchstraße war gewappnet. Unterstützt von Armadan von Harpoon hatte das Militärregime der Galaktischen Ingenieure (Petronier) die Kontrolle der Milchstraße errungen und vertrieb die G.arbeschianer erfolgreich. Von Harpoon ließ immense Schutzeinrichtungen gegen eine etwaige Rückkehr des Feindes errichten: Er gründete die ANLAGE, die den Invasoren künstliche Heere entgegenwerfen sollte, er beauftragte mit Hilfe der Galaktischen Ingenieure die Läander (Prä- Zwotter), die Provcon-Faust als Zufluchtsort der Milchstraßenvölker einzurichten. ES, »die junge Superintelligenz«, die nun ihren Namen gefunden hatte, war ebenfalls nicht untätig: Sie spaltete den Planeten Ambur und erschuf aus einer Hälfte die Kunstwelt Wanderer, die ihr lange Zeit als Stützpunkt diente. Da der letzte Ritter nun in der Milchstraße vom Tod ereilt worden war, übergab Carfesch, der Gesandte des Kosmokraten Tiryk, während des Baus der Kunstwelt an ES zwei Zellaktivatoren mit dem Auftrag, diese eines Tages an Bewohner der Mächtigkeitsballung weiterzugeben, die für eine Neugründung des Ritterordens in Frage kamen.
Als schließlich der Schwarm vor 1 Mio. Jahren in der Lokalen Gruppe eintraf, war das Regime der Petronier wahrscheinlich bereits wieder von der Bildfläche verschwunden. Das Schicksal der Kosmischen Karawane schien jedoch unter einem Unstern zu stehen: der abtrünnige Mächtige Bardioc hatte sie längst umfunktioniert, um seinen zukünftigen Herrschaftsbereich zu umkreisen und alle von dort zu erwartenden Bedrohungen auszuschalten. Sie erreichte noch die Mi1chstraße und bestrahlte sie mit Intelligenz – dann übernahmen die Karduuhls die Macht. ES gewährte den fliehenden Kontrolleuren, den Cynos, Asyl in der Milchstraße. Sie begründeten dort in ihrer Not das Heimliche Imperium, und der Schwarm zog ohne sie weiter auf seinem Rundkurs, doch nun Tod und Vernichtung säend. Er riss den Planeten Barkon mit sich und setzte ihn zwischen der Milchstraße und Andromeda ab, womit das Schicksal der Barkoniden besiegelt war. Kann es sein, dass die erste Station des entarteten Schwarms die in dieser Richtung gelegene Galaxis M33 war, so dass die später eintreffenden Siedler dort keine hochentwickelten Kulturen mehr vorfanden?
Doch die Intelligenzstrahlung, die der Schwarm vor der Machtübernahme noch verbreitet hatte, trug Früchte. Tausende neuer Zivilisationen entstanden, unterstützt von den Cynos, die auf diese Weise Maßnahmen für die erwartete Rückkehr des Schwarms trafen, und den überlebenden Hathorern, unter denen die Verbindung »bis auf die mit den Nachbargalaxien abgerissen« war. Die letzten Hathorer von Andromeda waren nun zu den zwölf Hütern des Lichts geworden, deren jeder »über das Schicksal tausender von vernunftbegabten Rassen zu wachen« vermochte, um diese »auf den Stand der höchsten geistigen Reife zu bringen.« Eine neue Kultur war dort entstanden, die aus seltsamen Methanatmern bestand.
800.000 Jahre v.d.Z. griffen »Wesen aus einem anderen Kontinuum« (Chaotarchen?) Andromeda an. Nur zwei Hüter des Lichts überlebten diese Auseinandersetzung: ihr Kind war Tengri Lethos, der später solchen Ruhm erwarb, dass Seth-Apophis ein Psychod der Läander manipulierte, um ihn zu beseitigen.
Als 200.000 Jahre v.d.Z. takerische Verbrecher auf der Erde landeten und mit der dortigen Tierwelt zu experimentieren begannen, ließ ES sie gewähren. Tatsächlich gereichten die Ansiedler aus dem Limbus zwischen ES und ESTARTU der Entwicklung zum Vorteil: wegen des starken Evolutionsdrucks, dem die Urmenschheit durch die anderen cappinschen Züchtungen ausgesetzt war, bildete sich eine extrem kräftige Rasse, ganz ähnlich den dahingegangenen Petroniern, die die Mächtigkeitsballung wohl endlich stabilisieren könnte. Hier und da ließen sich bereits Chrononauten aus einer fernen Zukunft blicken, in denen ES vielleicht die neuen Ritter der Tiefe erkannte. Aber deren Zeit war noch nicht gekommen.
Ohne Wissen der Lemurer entdeckten die Paramagnetiseure auf dem damaligen fünften Planeten des Solsystems das begehrte PEW-Metall. Eine Besetzung wurde jedoch durch die genannten Zeitreisenden verhindert. Nachdem bald darauf die cappinschen Restzüchtungen ausstarben und die Lemurer freie Bahn für ihre Entwicklung bekommen hatten, strebte dieses Volk gewa1tig auf. Sorgsam gelenkt von Cynos und einigen Hathorern gründete es ein galaxisbeherrschendes Imperium und war drauf und dran, die Mächtigkeitsballung von ES zu homogenisieren, als eine Katastrophe ausgelöst wurde, die an Schrecklichkeit nur mit dem bevorstehenden Schwarmdurchzug verglichen werden konnte.
Die genaue Ursache dieses Ereignisses ist unbekannt. Fest steht, dass das Kosmonukleotid DORIFER empfindlich gestört wurde und das Psionische Netz überstark anzuregen begann. Zur gleichen Zeit verschwand die Superintelligenz ESTARTU, von ES als Schwester verstanden, und ging dem Hilferuf der Galaxis Hangay nach. Die aus dem Limbus zwischen beiden Superintelligenzen stammenden Bestien nutzten die Verwirrung aus, sich in den Magellanschen Wolken festzusetzen und die dortigen Völker zu unterjochen. Als sie die Zeitexperimente des Lemurischen Imperiums bemerkten, schlugen sie unbarmherzig zu: Die Erste Menschheit wurde in dem hundertjährigen Krieg fast vollständig ausgerottet - nur der rechtzeitigen Entwicklung des Psychogen-Regenerators, der die Invasoren in die friedfertigen Haluter verwandelte, war es zu verdanken, dass die Vernichtung nicht vollständig wurde
Die Überlebenden wurden in alle Winde zerstreut: Flüchtlinge sammelten sich auf Akon, in der Provcon-Faust und in gigantischen Zügen auf der vom Volk der andromedanischen Sonneningenieure konstruierten Transmitterstrecke. Die dort ansässigen Geschöpfe hatten der Exilantenflut nichts entgegenzusetzen. Tengri Lethos' Eltern, die ihn nicht mehr zu den Hathorern »aus der Nachbargalaxis« geben konnten, wie es geplant gewesen war, verloren im Versuch, den intergalaktischen Krieg zu verhindern, das Leben. Die Methans wurden vollständig aus ihrer Heimat vertrieben und suchten ihrerseits Zuflucht in der gepeinigten Milchstraße.
Diese Verhältnisse wurde von der Besatzung eines interkosmischen Schiffes mit einigem Befremden registriert. Sicherheitshalber nahm sie nur spärlichen Kontakt mit den Andromeda-Lemurern (Tefrodern) auf und ließ sich in M33 nieder, in dem zu jener Zeit offenbar kein einheimischer Widerstand zu befürchten war.
Es stellt sich die Frage, warum ES scheinbar unbeteiligt zusah, wie seine Mächtigkeitsballung ins Chaos gestürzt wurde. Womöglich war die Superintelligenz in jener Epoche anderweitig gebunden, so dass sie nicht helfend eingreifen konnte. Kann es sein, dass die von DORIFER ausgelöste Katastrophe zur Abspaltung des negativen Paralleluniversums und zur Geburt von ANTI-ES geführt hatte? Hatte ANTI-ES die Bestien als Werkzeug benutzt, um ES auszuschalten? Jedenfalls ist kaum einzusehen, warum eine positive Superintelligenz in ihrem Territorium solch erschreckende Zustände dulden sollte: in den Magellanschen Wolken residierten nun die Bestien, in Andromeda die Tefroder, in M33 wurden die degenerierten Siedler von einer Roboterdynastie beherrscht, in der Milchstraße existierte (mit Ausnahme des Heimlichen Imperiums) keine einzige bedeutende Machtstruktur mehr. Nur zäh ging von Akon, das die alte Größe am ehesten bewahrt hatte, eine Neukolonisierung aus. Die Methans konsolidierten sich als zweite bedeutende Rasse, aber eine neue Heimat zu finden war ihnen nicht vergönnt.
Dreißigtausend Jahre nach der Katastrophe erwarben dreizehn Renegaten die Herrschaft über Andromeda: die Tyrannei der Meister der Insel begann. Ihre mächtigsten Verbündeten, die Laurins, stießen mit dem Auftrag, die Rückeroberung der Milchstraße vorzubereiten, in die Nachbargalaxie vor und zwangen die Bewohner des Planeten Mechanica, die Posbis zu entwickeln, die die einheimischen Völker auslöschen sollten. Doch deren Programmierung schlug fehl, vielleicht dank eines Eingriffs von ES. Auch der laurinsche Versuch, die energiefressenden Luxiden als eine Art Miniatur-Suprahets in die Milchstraße einzuschleusen, scheiterte. Warum aber unternahm ES keinen massiven Versuch, die Kontrolle über die Lokale Gruppe zurückgewinnen?
Ist die Hypothese, dass Andromeda und deren zahlreiche Satellitengalaxien zu jener Zeit die Domäne von Anti-ES waren, so abwegig? Immerhin trugen die Meister der Insel Zellaktivatoren, und dies wäre eine einleuchtender Grund gewesen, der sowohl ES als auch Seth-Apophis abhielt, sich die Herrschaft über dieses Gebiet zu sichern. Falls Letztere nicht einfach vor dem Gedanken zurückschreckte, in diesen Galaxien selbst für Ordnung sorgen zu müssen, mag sie gehofft haben, dass ES und ANTI-ES sich gegenseitig aufrieben, um dann nur noch die Reste einsammeln zu müssen. Oder war etwa sie es, die die Bestien eingeschifft hatte?
Die in der Galaxis verstreuten Cynos verfolgten die Entwicklung mit Besorgnis, wussten sie doch, dass unter diesen Umständen keine Aussicht auf eine Rückgewinnung des Schwarms bestehen würde. Aus der letzten Auswanderungswelle, bevor Akon sich von der Außenwelt abschloss, formten sie die Rasse der Antimutanten und hinterließen diesen, wie auf dem Planeten Gevonia noch nachzuweisen ist, die Erinnerung an den schrecklichen Namen der Gelben Eroberer - sollten sie allerdings gehofft haben, die Antis seien eine geeignete Waffe gegen die Karduuhls und ihre Hilfsvölker, wurden sie enttäuscht: Auch die Báalol-Priester würden einst von der Verdummungswelle nicht minder betroffen werden als alle anderen.
Neue Völker traten auf. Molekülverformer sickerten in der Lokalen Gruppe ein, am deutlichsten präsent in Pinwheel, wo sie die von den fremden Siedlern begründete Roboterdynastie zu steuern begannen. Die Arkoniden, letzte Nachfahren der Akonen, begründeten ein Imperium und verspielten die Chance, die Mächtigkeitsballung zu regenerieren. Doch aus ihnen erwuchs der erste der neuen Ritter der Tiefe, für den es lange dauern würde, bis er seine eigentliche Aufgabe erkannte.
Während der Blüte des Arkonidenreichs legte ES zu ihrer Prüfung des Galaktische Rätsel an, das jedoch nicht gelöst wurde. Vielleicht als Spätfolge von DORIFERS Katastrophe entstanden erstmalig Überlappungszonen mit einem zeitverlangsamten Universum, die weite Teile der Galaxiengruppe heimsuchten. Gegen diese Einflüsse war ES machtlos, doch er fühlte sich auch nicht sonderlich bedrängt.
Nach Jahrhunderten des Krieges vertrieben die Arkoniden die Maahks aus der Milchstraße. Ein Teil floh nach M33, ein anderer geriet in die Versklavung durch die MdI und wurde in der Satellitengalaxis Andro-Alpha (M32) angesiedelt. Doch das arkonidische Reich degenerierte, und auch die Erschaffung eines Robotregenten konnte den Untergang nur verzögern, nicht aufhalten. Längst waren die letzten Hathorer aus der Milchstraße verschwunden, die ihnen vielleicht hätten helfen können. Dafür machte sich nun andernorts ein junges tellerköpfiges Völkchen breit, das, von den wurmigen Hinterlassenschaften des Suprahets profitierend, rasch ein bedeutendes Territorium erwarb. Die Provcon-Faust wurde erneut zum Zufluchtsort, nun aber für Laren, die aus dem Limbus zwischen ES und ESTARTU geflohen waren und sich derart dem Zugriff des Hetos der Sieben entzogen. Sie be- gründeten die Höhlen von Olymp und brachten, dank ihrer hochstehenden Technik von Atlan unbemerkt, den Römern die lateinische Sprache. ES ließ sie gewähren, obwohl er sich klar sein musste, dass damit die Aufmerksamkeit des Konzils auf die Milchstraße gerichtet würde. Aber vielleicht war das gar nicht ungewollt. Die Laren hatten auch gar keine andere Wahl, denn weder in den Zwölf Ga1axien von ESTARTU noch an anderen Orten des Limbus oder der Lokalen Gruppe hätten sie Aufnahme gefunden.
Dann landete ein arkonidischer Forschungskreuzer auf dem Mond von Lemur, und ES fand den zweiten neuen Ritter der Tiefe. Dieser betätigte sich bald ganz im Sinne seiner örtlichen Superintelligenz, indem er drauf und dran war, das Lemurische Imperium zu rekonstruieren, ohne es zu wissen. Behutsam von ES gelenkt, begann des Volk der Terraner mit der Umstrukturierung der Mächtigkeitsballung. Das Arkonidische Imperium zerbrach und wurde teils von den Akonen, teils von den Terranern übernommen. Im Lauf des dritten und vierten Jahrtausends wurde die Situation in den bedeutenderen Galaxien der Mächtigkeitsballung ES sowie im Limbus zum Reich der Ewigen Krieger geklärt. Die Terraner besiegten die MdI und Tengri Lethos befriedete Andromeda (und entriss sie dem Einfluss von ANTI-ES?). Die Soldatenvölker von M87 beseitigten die Bestiengefahr. Doch trotz aller Mühen gelang es nicht, die chaotischen Verhältnisse in der Milchstraße zu bereinigen. Das Solare Imperium ging schließlich an seiner eigenen Größe zugrunde, und damit schien die Rekonstituierung der Lokalen Gruppe weiter entfernt als je zuvor - die stabilste Struktur war noch die Herrschaft der Molekülverformer in M33. Und ausgerechnet in dieser Zeit kehrte der Schwarm zurück.
ES hatte dessen Rückkehr schon lange vorausgeahnt und geeignete Maßnahmen getroffen. Der Planet Wanderer wurde bereits ein Jahrtausend zuvor zerstört. Und doch entging die Superintelligenz nicht der Attacke dieses unheimlichen Gesandten des Mächtigen Bardioc. Der Schwarm war in der vergangenen Jahrmillion zu einem Instrument solch verheerender Größe angewachsen, dass sogar Bewohner eines anderen Universums gegen ihn zu Felde zogen - leider erlitt jedoch ihr Kundschafter Scanter Thordos bei seiner Ankunft einen Strangeness-Schock und wurde seiner Hilfsmittel beraubt, sonst hätten seine Auftraggeber womöglich reale Erfolgschancen besessen. ES und die Bewohner seiner Mächtigkeitsballung jedenfalls waren wehrlos. Wäre es nicht den Cappins gelungen, den Cynos die Kontrolle über den Schwarm zurückzugeben, er hätte wohl nur noch einen Schutthaufen zurückgelassen, der dem Zugriff der feindlichen Superintelligenzen offen gelegen hätte.
Wie sich ANTI-ES in jener Zeit verhielt, ist unbekannt. Es könnte sein, dass der Schwarm es war, der ihn in das negative Paralleluniversum vertrieb. Jedenfalls sah er seine Position durch den Schwarmdurchgang plötzlich so geschwächt, dass er und ES sich an die Kosmokraten wandten mit der Bitte, den Streit um den Besitz der Mächtigkeitsballung zu schlichten. Diese initiierten daraufhin das Kosmische Schachspiel mit dem Ergebnis, dass ANTI-ES wegen Regelverstößen verbannt wurde.
Bereits einige Jahre zuvor war das Konzil der Sieben Galaxien auf die Tatsache aufmerksam geworden, dass die Milchstraße larische Widerständler beherbergte, und es ergriff nun, angeblich als Folge des Kosmischen Schachspiels, die Gelegenheit, sich eine neue Galaxie einzuverleiben. Für ES, der genau wusste, dass die Besetzung nur vorübergehend sein würde, kam die Invasion nicht unwillkommen, denn er war sich im Klaren, dass die inneren Fehden der Galaktiker nur durch den Kampf gegen einen gemeinsamen Feind von außen beendet werden konnten - der Schwarm war ein Modellfall für diese Annahme gewesen, doch sein Ziel war Missbrauch, nicht Unterwerfung, und er war viel zu gefährlich gewesen, um derartige Experimente zu riskieren. ES nutzte also die Möglichkeit, seine in der jüngsten Zeit recht überheblich gewordenen Untertanen auf ihr normales Maß zu stutzen:
»Ich will dir zeigen, wie winzig du bist«, sprach er zum Ritter der Tiefe Perry Rhodan und unternahm nichts, seine Galaxie aus eigener Hand zu befreien. Ohnehin hatte die Superintelligenz dringlichere Probleme, denn die Kosmokraten drohten, durch die Manipulation einer Materiequelle die lokalen Galaxienballungen dem Untergang zu weihen. Außerdem benötigte ES etliche Milliarden Bewusstseine, um sich zu stabilisieren (und den Verlust von ANTI-ES auszugleichen?). Diese Probleme wurden wie bekannt gelöst; doch ES rechnete nicht damit, dass Seth-Apophis unterdessen dringender nach der Lokalen Gruppe trachtete als je zuvor und ihrem alten Widersacher eine Falle gestellt hatte, aus der er nur mühsam befreit werden konnte.
Dieser Konflikt ging schließlich für Seth-Apophis tödlich aus, obwohl man eigentlich nur ihre Befriedung beabsichtigt hatte, und ihre gefürchtetste Waffe, das entartete Kosmonukleotid TRIICLE-9, wurde seiner Bestimmung zugeführt. In dieser Art wurde ein weiterer Schritt in der Umstrukturierung der Mächtigkeitsballung ES getan, doch ist es noch ein langer Weg, bis sie jene Homogenität erreicht haben wird, die normale Mächtigkeitsballungen auszeichnet. Heute ist die Suche nach ES' verschollener Schwester ESTARTU Hauptthema, doch für die Superintelligenz selbst ist durch die Auflösung der Chronofossilien ein neuer Evolutionsschritt eingeleitet worden, und sie kann nicht eingreifen, auch wenn Tarkans Bewohner ganze Galaxien aus ihrem Territorium entfernen. Man darf gespannt sein, wie ES sich präsentieren wird, wenn diese Entwicklung abgeschlossen ist.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen